Ihre große Liebe heißt „Mr. Big“
Von Christine Siefer, 19.08.11, 17:14h
Meike Krautscheid hat über einen Umweg zu ihrer Beschäftigung gefunden. Die Musikerin aus Eitorf hat den Kontrabass für sich entdeckt und verdankt ihm so manche Weltreise.
EITORF - Monotone tiefe Klänge, ein musikalisches Fundament für die Melodie, starr und gefestigt – so verstehen viele die Musik des Kontrabasses. Nicht so : Für die 22 Jahre alte Musikerin ist der Kontrabass kein Alibi-Instrument unter den Streichern, das allenfallsBegleitaufgaben versieht. Meike Krautscheid nennt ihr Instrument liebevoll „Mr. Big“. Und „Mr. Big“ hat ihr Leben verändert. Doch bis das Instrument sie endlich in entfernte Länder gebracht hat und sie mit ihm die ersten Preise gewinnen konnte, war es ein langer Weg.Die ersten musikalischen Gehversuche unternimmt die Eitorferin mit acht Jahren an der Gitarre und später als Bassistin in der Schulband „Missing Literacy“ am . Die Leidenschaft für die Musik nimmt ihr das Publikum schon früh ab. Bei der Frankfurter Musikmesse gewinnt Meike Krautscheid zudem einen teuren elektronischen Bass – nachdem die Eitorferin ausgerechnet bei einem Luftgitarrenwettbewerb ihr Können gezeigt hat.
Trotz des musikalischen Erfolges der Band auch jenseits der fehlt ihr etwas. Doch dann legt ein Mitstreiter während einer Probe von „Missing Literacy“ eine CD des Kontrabassisten Renaud Garcia-Fons auf. Meike Krautscheid ist wie elektrisiert: „So hatte ich einen Kontrabass noch nie gehört“, erinnert sie sich. „Eine solche Vielschichtigkeit wollte ich ebenfalls einem Instrument entlocken können.“ Seither habe sie regelmäßig davon geträumt, wie sie die Saiten eines Kontrabasses perfekt zum Klingen bringen könnte. Dabei hatte sie niemals zuvor ihre Hand an einen Kontrabass gelegt. Aber das sollte sich fortan ändern.
überzeugt ihre Familie schließlich von jenem Vorhaben und nimmt voller Motivation Unterricht am Bass. Ihre ersten beiden Lehrer indes bremsen sie erst einmal und sprechen ihr nicht allzu viel Talent zu. Nach dem Abitur traut sich Meike Krautscheid zunächst kein musikalisches Studium zu: Sie studiert Psychologie. Da hätte die musikalische Laufbahn enden können, wenn nicht eine besondere Anzeige in der Zeitung gefunden hätte: Michael Schneider (60), der Solo-Kontrabassist aus den Reihen der Heidelberger Philharmoniker, bot Unterricht an diesem Instrument an und lehrte sie die Technik von François Rabbath, dem Lehrer von jenem Musiker, dessen Album sie damals im Bandraum so bewundert hatte.
Am ersten April 2009 macht sich die junge Frau auf den Weg nach Heidelberg. Ihr neuer Lehrer sagt ihr die Worte, die sie bis heute motivieren: „Meike, wenn Du etwas willst, dann schaffst Du das“. Im zweiten Semester bricht sie ihr Studium kurzerhand ab und bewirbt sich im niederländischen Arnhem für das . Dann geht alles Schlag auf Schlag: Sie macht mit beim Wettbewerb „Jugend jazzt“ und gewinnt prompt in der Solowertung mit dem Kontrabass den ersten Preis. Und: „Im dritten Monat nach dem Besuch in Heidelberg bewarb ich mich beim Landesjugendorchester in Nordrhein-Westfalen und übte dafür wochenlang Tschaikowsky“, sagt Meike Krautscheid. „Und ich wurde genommen.“
Kaum aber hat das erste Semester begonnen, passiert es: Meike Krautscheid wird Opfer eines Verkehrsunfalls. Als sie nach einer Dreiviertelstunde aus der Bewusstlosigkeit erwacht, ist die erste Frage: „Was ist mit meinem Kontrabass, mit »Mr. Big«?“ Das Instrument ist schwer beschädigt. Obwohl Meike Krautscheid für eine Woche ins Krankenhaus muss, will sie so schnell es geht zurück nach Arnhem. Die Hochschule leiht ihr einen Kontrabass und einen Monat später geht sie schon mit dem Landesjugendorchester auf eine Tournee nach Tschechien, Ungarn und Kroatien. Und Anfang des Jahres 2010 hat Meike Krautscheid endlich wieder einen eigenen Kontrabass: Erneut gewinnt sie mit ihrem „Mr. Big“ den Wettbewerb „Jugend jazzt“. Mit der Jungen Münchener Philharmonie reist die Eitorferin im vergangenen Sommer nach Südkorea. Dort spielt sie unter anderem am in Koreas größtem Konzertsaal. Eingeladen sind wichtige Vertreter aus Koreas Politik und Wirtschaft. Und das Konzert wird sogar live im Fernsehen übertragen. Nachdem der Schlussapplaus verklungen ist, streckt Meike Krautscheid spontan ihre Finger in die Höhe und macht das „Peace“-Zeichen. Erneut bricht der Saal in tosenden Applaus aus. Die Kameras haben Meike Krautscheids Gesicht und ihre Gesteeingefangen. Und Weihnachten erhält sie überraschend ein Päckchen aus dem südkoreanischen Premierministerium mit Geschenken, anschließend gastiert sie mit dem Orchester der Deutschen Einheit in China.
„Nach den vielen Auftritten in großen Formationen habe ich mir etwas mehr experimentelle Freiheit gewünscht“, sagt Meike Krautscheid. Inzwischen ist sie an die Kölner Musikhochschule gewechselt, um Jazz-Kontrabass zu studieren. Durch einen ehemaligen Studienkollegen ist sie zudem zur Band „ und Sterntaler“ gestoßen, mit der sie bald ein Album mit experimentellen Stücken aufnimmt. Ein Musikvideo, ein Auftritt im Radio und eine Tour folgen. Seitdem begleitet Meike Krautscheid einige Auftritte auch mit Gesang – Kontrabass und Gesang, eine ungewöhnliche Mischung also, die nicht sofort ins Ohr geht. „Ich finde es schwierig, meinen Stil zu beschreiben“, findet die Musikerin. „Es ist wie ein Gespräch mit dem Kontrabass, meinem »Mr. Big«. Jeder erzählt etwas anderes und gemeinsam erzählen wir eine Geschichte.“
Meike Krautscheid will nicht einfach nur Kontrabass spielen, sie will mit ihrem Instrument etwas Neues erschaffen. Dafür geht sie gerne auch ungewöhnliche Wege. Ihr nächster Versuch: Sie möchte bei der Castingshow „Das Supertalent“ (RTL) mitmachen und der Welt zeigen, dass „Mr. Big“ mehr kann als nur begleiten.
Quelle: https://www.ksta.de/html/artikel/1313489003543.shtml
Trotz des musikalischen Erfolges der Band auch jenseits der fehlt ihr etwas. Doch dann legt ein Mitstreiter während einer Probe von „Missing Literacy“ eine CD des Kontrabassisten Renaud Garcia-Fons auf. Meike Krautscheid ist wie elektrisiert: „So hatte ich einen Kontrabass noch nie gehört“, erinnert sie sich. „Eine solche Vielschichtigkeit wollte ich ebenfalls einem Instrument entlocken können.“ Seither habe sie regelmäßig davon geträumt, wie sie die Saiten eines Kontrabasses perfekt zum Klingen bringen könnte. Dabei hatte sie niemals zuvor ihre Hand an einen Kontrabass gelegt. Aber das sollte sich fortan ändern.
überzeugt ihre Familie schließlich von jenem Vorhaben und nimmt voller Motivation Unterricht am Bass. Ihre ersten beiden Lehrer indes bremsen sie erst einmal und sprechen ihr nicht allzu viel Talent zu. Nach dem Abitur traut sich Meike Krautscheid zunächst kein musikalisches Studium zu: Sie studiert Psychologie. Da hätte die musikalische Laufbahn enden können, wenn nicht eine besondere Anzeige in der Zeitung gefunden hätte: Michael Schneider (60), der Solo-Kontrabassist aus den Reihen der Heidelberger Philharmoniker, bot Unterricht an diesem Instrument an und lehrte sie die Technik von François Rabbath, dem Lehrer von jenem Musiker, dessen Album sie damals im Bandraum so bewundert hatte.
Am ersten April 2009 macht sich die junge Frau auf den Weg nach Heidelberg. Ihr neuer Lehrer sagt ihr die Worte, die sie bis heute motivieren: „Meike, wenn Du etwas willst, dann schaffst Du das“. Im zweiten Semester bricht sie ihr Studium kurzerhand ab und bewirbt sich im niederländischen Arnhem für das . Dann geht alles Schlag auf Schlag: Sie macht mit beim Wettbewerb „Jugend jazzt“ und gewinnt prompt in der Solowertung mit dem Kontrabass den ersten Preis. Und: „Im dritten Monat nach dem Besuch in Heidelberg bewarb ich mich beim Landesjugendorchester in Nordrhein-Westfalen und übte dafür wochenlang Tschaikowsky“, sagt Meike Krautscheid. „Und ich wurde genommen.“
Kaum aber hat das erste Semester begonnen, passiert es: Meike Krautscheid wird Opfer eines Verkehrsunfalls. Als sie nach einer Dreiviertelstunde aus der Bewusstlosigkeit erwacht, ist die erste Frage: „Was ist mit meinem Kontrabass, mit »Mr. Big«?“ Das Instrument ist schwer beschädigt. Obwohl Meike Krautscheid für eine Woche ins Krankenhaus muss, will sie so schnell es geht zurück nach Arnhem. Die Hochschule leiht ihr einen Kontrabass und einen Monat später geht sie schon mit dem Landesjugendorchester auf eine Tournee nach Tschechien, Ungarn und Kroatien. Und Anfang des Jahres 2010 hat Meike Krautscheid endlich wieder einen eigenen Kontrabass: Erneut gewinnt sie mit ihrem „Mr. Big“ den Wettbewerb „Jugend jazzt“. Mit der Jungen Münchener Philharmonie reist die Eitorferin im vergangenen Sommer nach Südkorea. Dort spielt sie unter anderem am in Koreas größtem Konzertsaal. Eingeladen sind wichtige Vertreter aus Koreas Politik und Wirtschaft. Und das Konzert wird sogar live im Fernsehen übertragen. Nachdem der Schlussapplaus verklungen ist, streckt Meike Krautscheid spontan ihre Finger in die Höhe und macht das „Peace“-Zeichen. Erneut bricht der Saal in tosenden Applaus aus. Die Kameras haben Meike Krautscheids Gesicht und ihre Gesteeingefangen. Und Weihnachten erhält sie überraschend ein Päckchen aus dem südkoreanischen Premierministerium mit Geschenken, anschließend gastiert sie mit dem Orchester der Deutschen Einheit in China.
„Nach den vielen Auftritten in großen Formationen habe ich mir etwas mehr experimentelle Freiheit gewünscht“, sagt Meike Krautscheid. Inzwischen ist sie an die Kölner Musikhochschule gewechselt, um Jazz-Kontrabass zu studieren. Durch einen ehemaligen Studienkollegen ist sie zudem zur Band „ und Sterntaler“ gestoßen, mit der sie bald ein Album mit experimentellen Stücken aufnimmt. Ein Musikvideo, ein Auftritt im Radio und eine Tour folgen. Seitdem begleitet Meike Krautscheid einige Auftritte auch mit Gesang – Kontrabass und Gesang, eine ungewöhnliche Mischung also, die nicht sofort ins Ohr geht. „Ich finde es schwierig, meinen Stil zu beschreiben“, findet die Musikerin. „Es ist wie ein Gespräch mit dem Kontrabass, meinem »Mr. Big«. Jeder erzählt etwas anderes und gemeinsam erzählen wir eine Geschichte.“
Meike Krautscheid will nicht einfach nur Kontrabass spielen, sie will mit ihrem Instrument etwas Neues erschaffen. Dafür geht sie gerne auch ungewöhnliche Wege. Ihr nächster Versuch: Sie möchte bei der Castingshow „Das Supertalent“ (RTL) mitmachen und der Welt zeigen, dass „Mr. Big“ mehr kann als nur begleiten.
Quelle: https://www.ksta.de/html/artikel/1313489003543.shtml
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