Sonntag, 25. August 2013

Liebeserklärung an „Mr. Big“


Kontrabassistin Meike Krautscheid konzertiert im Restaurant Kaffeehaus in Straßdorf
Ein spezielles musikalisches Erlebnis wurde den Besuchern der „Alten Werkstatt“ des Restaurants Kaffeehaus in Straßdorf am Freitagabend geboten. Meike Krautscheid konzertierte mit „Mr. Big“, ihrem Kontrabass.
ANDREA ROHRBACH

Schwäbisch Gmünd-Straßdorf. Die Bühne frei von jeglicher Dekoration, die Vorhänge dahinter schwarz. Nichts stört oder lenkt den Blick ab von der „Hauptperson“ des Abends: Meike Krautscheid mit ihrem Kontrabass, den sie „Mr. Big“ nennt. Sie sei mit der Bahn angereist, erzählt die jugendliche Musikerin aus Köln schmunzelnd. Deshalb freue sie sich besonders, dass sie pünktlich im Restaurant Kaffeehaus in Straßdorf sein konnte. Mit einem charmanten Lächeln hatte sie es bei ihrer Anreise immer wieder geschafft, dass ihr Leute mit dem riesigen Instrument auf dem Rücken und dem Sackkarren mit Equipment beim Aus- und Umsteigen halfen. So kann sie dem Publikum nun ihre große Liebe vorstellen: ihren Kontrabass „Mr. Big“, der immer an ihrer Seite sei.
Nach kleinen technischen Startproblemen – Meike Krautscheid ist nicht nur Künstlerin, sondern auch Technikerin und Managerin ihrer Auftritte – passt auch der Ton. Als erstes Stück bringt sie den „Afro Blue“. Manchen könnte das Stück bekannt vorkommen, meint die blondlockige Kontrabassistin. Ende 2011 spielte sie es vor einem Millionenpublikum bei der RTL-Sendung „Das Supertalent“. Was die Zuschauer dann hören, ist erstaunlich. Statt das Instrument nur mit dem Bogen zu bearbeiten, zupft Krautscheid auf den Saiten und benutzt den Korpus des riesigen Instruments als Klangkörper für Percussioneinlagen, dazu singt sie mit einer bluesigen Stimme. Und begeistert das Publikum im Kaffeehaus in Straßdorf sofort.
Es folgt das Arrangement „Be my husband“ von Nina Simone. Wie virtuos Meike Krautscheid ihr Instrument beherrscht, demonstriert sie eindrucksvoll bei „ Ain’t no sunshine“, im Original von Bill Withers. Sie zupft und klopft und entlockt dem Kontrabass dabei E-Gitarrenklänge.
Die begabte Musikerin verdankt ihren musikalischen Werdegang ihren Träumen. Als kleines Kind lernte sie Gitarre, später kam der E-Bass hinzu, erzählt sie. Mit fünfzehn Jahren träumte sie, sie könne Kontrabass spielen. Dieser Traum beschäftigte die Kölnerin so sehr, dass sie begann, das Instrument zu erlernen. Einen weiteren Traum hatte Sie mit 17 Jahren. „Ich war in einem Zirkus, doch statt Tiere und Clowns war in der Manege ein singender Männerchor“, dieser Traum inspirierte sie zu der Komposition „ Herz und Hand“. Melancholisch mit viel Bass spielt sie dieses Stück und bildet dabei mit ihrem „Mr. Big“ eine perfekte Symbiose. Die Augen geschlossen, den Kontrabass eng am Körper, versinkt sie völlig in die Musik und entlockt dem Streichinstrument unglaubliche Klänge und eine verblüffende Tonvielfalt.
Träumerisch beendet sie ihr Programm mit einer Liebeserklärung an ihren „Mr. Big“ – mit einem Arrangement der Band Sportfreunde Stiller singt sie zum Abschluss: „Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist.“
© Schwäbische Post 24.08.2013

Quelle: http://www.schwaebische-post.de/685654

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